Heute sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtigere Themen, die die Bevölkerung beschäftigen. Angesichts des wachsenden Bewusstseins für die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt, insbesondere im Zusammenhang mit der IT-Branche, gewinnt das Konzept von Green IT immer mehr an Bedeutung.
Mit Blick auf den Earth Day 2023 am 22. April möchten wir Euch das Thema Green IT ein wenig näherbringen, das Bewusstsein schärfen und Euch für mehr Nachhaltigkeit in der Informationstechnologie sensibilisieren. Wir erklären im ersten Teil der Blogserie, warum Green IT entstanden ist und was das Ziel dieser Entwicklung ist. Auf die Möglichkeiten im Office- und Rechenzentrumsbereich gehen wir im zweiten Artikel ein und geben Beispiele, wie jeder Mensch und jedes Unternehmen zu Green IT beitragen kann. Abschließend werfen wir im dritten und letzten Teil einen Blick auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft von Green IT.
Die steigende Nachfrage nach Speicher-, Netzwerk- und Rechenleistung hat zu einer Intensivierung großer komplexer Rechenzentren geführt, in denen viele der heutigen Internet-, Finanz-, Handels- und Geschäftsanwendungen laufen. Ein Rechenzentrum besteht aus vielen tausenden Servern und kann so viel Energie verbrauchen wie eine Kleinstadt. Für die Steuerung und den Betrieb dieser Serverfarmen ist eine enorme Computerleistung erforderlich, was zu vielen Herausforderungen wie hohem Energieverbrauch und Emission von Treibhausgasen führt. In der nachfolgenden Grafik könnt ihr den deutlich steigenden Trend an Energiebedarf sehen:
(Grafik 1: Energy Production and Consumption – Our World in Data)
In der IT ist daher der Begriff „Green IT“ entstanden, um diesem Trend entgegenzuwirken und bezieht sich auf den Einsatz von Informationstechnologie (IT) auf umweltfreundliche Weise, indem man beispielsweise Energieeffizienz, Recycling und Reduzierung von Emissionen in Entscheidungen miteinbezieht. Darunter fallen einerseits die Entwicklung und auch die Nutzung von umweltverträglichen Produkten und Dienstleistungen in der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Betrachtet wird dabei der gesamte Lebenszyklus: von Produktion und Anschaffung, bis hin zur Nutzung und Entsorgung, und dem Einfluss auf das Klima und die Umwelt eines Produktes.
Aber warum sollten Unternehmen darauf achten?
Die meisten Unternehmen heutzutage kommen bei der Ausführung ihrer täglichen Arbeit in beliebiger Form in Berührung mit Technologie. Denn die Arbeit hat sich fast vollständig auf PCs, Notebooks oder Smartphones verlagert, welche wiederum mit Servern in Rechenzentren verbunden sind, die rund um die Uhr in Betrieb sind. Da sich diese Technologie ständig verbessert und neue Produkte auf den Markt kommen, besteht ein Anreiz alte Geräte aufzurüsten oder diese zu ersetzen. Dadurch werden wertvolle Ressourcen verschwendet und der CO2 Ausstoß gefördert. Durch die steigenden Rohstoff- und Energiepreise für Hard- und Software kann es daher ein Wettbewerbsfaktor für Unternehmen sein, auf grüne IT zu setzen. Beispiele hierfür sind Videokonferenzen anstatt Vor-Ort-Besuchen, Produkte mit Verlängertem Lebenszyklus oder entsprechendem Recycling, das „papierlose Büro“ und viele mehr. Kombiniert man diese Bemühungen mit Green Marketing, d.h. der erfolgreichen Platzierung von nachhaltig produzierten Produkten am Markt, erfahren auch Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner davon, was sich wiederum positiv auf das öffentliche Image des Unternehmens auswirkt. Die genannten Beispiele sind aber nur einige von vielen Maßnahmen, die ergriffen werden können, um energie- und umweltbewusster zu arbeiten.
Green IT ist laut Fraunhofer Institut in vier Themenbereiche unterteilt, in denen sich Maßnahmen zusammenfassen lassen: Green Information, Green Components, Green Networks und Green Computing.
Green Information: Darunter versteht man jegliche Bereitstellung von Information, um die Nachhaltigkeit zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise Energieeffizientsmessungen für die Optimierung der Nutzung von Ressourcen oder dem Erfüllen von Richtlinien, bzw. dem Planen von Gegenmaßnahmen. Zusätzlich dienen diese Informationen der Sensibilisierung der Mitarbeiter gegenüber grüner IT.
Green Components: Zu den Components gehören jegliche Hardwarekomponenten von Laptops bis hin zu großen Rechenzentren. Die DENA (Deutsche Energie Agentur) schätzt eine Reduktion der Energiekosten bei KMU´s von bis zu 75% mit der richtigen Umsetzung von Green IT. Trotzdem spielt die Hardwarebeschaffung meist eine eher nebensächliche Rolle. Gründe dafür sind oftmals fehlende Richtlinien oder Zuständigkeiten im Unternehmen. Wenn Hardware beschafft wird, dann sollte man den gesamten Lebenszyklus im Auge haben. Zur Kostenrechnung können verschiedene Öko Labels wie der „blaue Engel“ aus Deutschland, „Energy Star“ aus Amerika und das „EU-Ecolabel“ von Europa hilfreich sein.
Green Networks: Kommunikationsnetze mit geringem Stromverbrauch oder hoher Energieeffizienz, insbesondere in Bezug auf Umweltfragen, werden üblicherweise als grüne Netze bezeichnet. Darunter fällt unter anderem das Breitbandnetz, welches für eine Green IT Strategie vorausgesetzt wird, aber auch Optimierungen in den Bereichen Mobilität und Logistik. Beispiele dafür sind Lösungen zur Verbesserung von Transportrouten, oder Systeme zur Steuerung des Fahrverhaltens bzw. dem Verkehrsfluss. Die Hauptziele sind die Minimierung des Energieverbrauchs, die Steigerung der Energieeffizienz oder die Energieoptimierung.
Green Computing: Unter Green Computing versteht man generell die Nutzung von IT-Systemen unter ökologischem Aspekt. Dabei wird gezielt auf Energieeffizienz und Energiemanagement, Verwendung von umweltfreundlicher Hard- und Software, Minimierung des Einsatzes von Gefahrstoffen, Recyclingmaterialien und Verlängerung der Produktlebensdauer geachtet. Hier können Unternehmen am meisten zu grüner IT beitragen und gleichzeitig die meisten Kosten einsparen. Ein spezielles Augenmerk ist hier Datenzentren zu widmen, da diese meist nur bis zu 30% ausgelastet betrieben werden und trotzdem fast dreiviertel der Energie benötigen. Um dem entgegenzuwirken, werden mittlerweile Virtualisierungsumgebungen angeboten, um dadurch die Auslastung und die Effizienz der einzelnen Server zu erhöhen. Im nächsten Beitrag werden wir Euch die einzelnen Optimierungsmöglichkeiten genauer vorstellen.
Risiken bzw. mögliche Schwächen von Green IT
Green IT bringt nicht nur Vorteile mit sich, sondern hat auch in einem gewissen Maß Risiken und Schwächen, die man beachten sollte, dazu gehören:
Greenwashing: Greenwashing bezieht sich auf die Praxis von Unternehmen, Produkte oder Dienstleistungen als umweltfreundlich oder nachhaltig zu bewerben, obwohl sie tatsächlich nicht so umweltfreundlich sind wie behauptet wird. Diese Praxis täuscht Verbraucher und führt dazu, dass sie sich für Produkte entscheiden, die angeblich umweltfreundlich sind, aber in Wirklichkeit negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ein Beispiel ist das Werben für Produkte als „grün“ oder „nachhaltig“, obwohl ihre Herstellung und Lieferkette viele umweltbelastende Praktiken beinhalten. Daher ist es wichtig, als Verbraucher kritisch zu sein und das Marketing von Unternehmen zu hinterfragen, um sicherzustellen, dass wir uns für tatsächlich umweltfreundliche Produkte und Praktiken entscheiden.
Reboundeffekt: Der Reboundeffekt bezieht sich auf die Tatsache, dass Technologien, die als umweltfreundlich beworben werden, oft nicht die erwarteten Einsparungen bei Energie- oder Ressourcenverbrauch bringen, da sie oft zu einer erhöhten Nutzung führen. Das bedeutet, dass die tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt möglicherweise nicht so positiv sind, wie ursprünglich angenommen. Ein Beispiel für den Reboundeffekt in Green IT ist die Verwendung von Cloud Computing in Rechenzentren. Cloud-Dienste können dazu beitragen, Energie und Ressourcen zu sparen, da viele Nutzer auf dieselben Server zugreifen können und damit weniger individuelle Ressourcen benötigt werden. Allerdings führt die Nutzung von Cloud-Diensten oft auch zu einem erhöhten Bedarf an Internetverbindungen und der damit verbundenen Infrastruktur wie Servern, Kabeln und Rechenzentren. Diese zusätzliche Infrastruktur kann wiederum zu einem erhöhten Energie- und Ressourcenverbrauch führen. Daher ist es wichtig, den Reboundeffekt bei der Entwicklung und Umsetzung von Green-IT-Lösungen zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich die Umweltbelastung reduzieren und nicht zu unerwarteten Auswirkungen kommt.
Abschließend lässt sich sagen, dass Green IT nicht nur ein wichtiges Thema ist, sondern auch eine dringende Notwendigkeit, um dem Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegenzuwirken. Unternehmen und Einzelpersonen sollten sich bewusst sein, dass ihre IT-Entscheidungen direkte Auswirkungen auf die Umwelt haben können und dass es viele Möglichkeiten gibt, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu arbeiten. Im nächsten Teil der Blogserie geht es darum, wie Unternehmen die Energieeffizienz in ihren Datenzentren und Bürobereichen verbessern können. Zusammen mit dem ersten Teil zum Thema Green IT erhalten Leserinnen und Leser somit einen umfassenden Einblick in das Konzept der Green IT und Möglichkeiten, wie sie selbst aktiv werden können.